Die Legende vom Dr. Richard, endlich im Fernsehen geklärt

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Hanno Settele ging für ORF 1 der Frage nach, warum und wie wissenschaftliche Plagiate entstehen. Ein TV-Tagebuch mit verbürgten Zitaten.

Settele widmete sich am Mittwochabend in „Dok 1“ dem zuletzt auf vielen Titelseiten untersuchten Thema „Der gekaufte Titel“. Gleich zu Beginn befasst er sich mit „einem klassischen Fall von Titelanmaßung“: Dem weit verbreiteten Witz, dass der bekannte Busunternehmer Dr. Richard gar kein Doktor sei, sondern damit nur seinen Vornamen „Dragan“, wahlweise auch „Dragomir“ oder „Dragobert“, abkürze. Ein Witz, den manche noch immer für wahr halten sollen.
„Ich sitze jetzt zusammen mit dem berühmten Dragan Richard“, sagt Settele, wohl mit Schmunzeln unter der FFP2-Maske. Unternehmenschef Ludwig Richard schmunzelt ebenfalls, ihm in einem Reisebus gegenübersitzend.

Urbane Legende

„Das ist eine schöne Urban Legend“, sagt Richard, und fährt in akademischer Sprache fort: „Diese Geschichte stimmt nicht. Danke auch für die Gelegenheit, hier coram publico widersprechen zu dürfen.“ Sein Großvater, Unternehmensgründer Karl Ludwig Richard, habe sein Doktorat an der Hochschule für Welthandel erworben und „sein Unternehmen einfach so benannt“, erklärt er.
Der Name wurde offenbar zur persönlichen Verpflichtung, denn, so wie sein Vater, machte auch Ludwig Richard den Doktor. Er gibt zu: „Ein wesentliches Motiv dabei war, diese dummen Fragen nicht mehr beantworten zu müssen.“
„Sie meinen jetzt meine?“, sagt Settele.
Dr. Richard lacht unter der FFP2-Maske laut auf. Sein echter Doktortitel ist nun auch hochoffiziell, also im Fernsehen, bestätigt.

Quelle: Kurier / Peter Temel, 25.02.2021
https://kurier.at/kultur/medien/die-legende-vom-dr-richard-endlich-im-fernsehen-geklaert/401199694