Langes Warten auf den Bus hat ein Ende

SN

In der Stadt Salzburg werden Lücken im Busnetz geschlossen. Für die Bewohner in der Rennbahnsiedlung ein historischer Moment.

Salzburg-Stadt. Die meisten kennen es, vergeblich auf den Bus zu warten – und wie ärgerlich das sein kann, wenn dieser nicht kommt. Bei diesem Gedanken kann die Salzburgerin Karin Richter nur lachen: „Ich warte seit mehr als 35 Jahren auf diesen Bus.“ Als der Albus mit der Nummer 17 am Freitag zum Fototermin in die Johannes-Filzer-Straße in der Stadt Salzburg einbiegt, strömen nach und nach die Bewohnerinnen und Bewohner der Rennbahnsiedlung auf ihn zu. Die Freude ist sichtlich groß. „Gestern haben wir sogar einen Sekt geöffnet“, erzählt die Anrainerin Marianne Reder. Sie verteilt passend zum Valentinstag gelbe Rosen als Dank an alle, die sich für eine Busverbindung eingesetzt haben. Bisher ist die Siedlung nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln angebunden.

15 bis 20 Minuten Gehweg von der Wohnung bis zur nächsten Bushaltestelle waren für die Bewohnerinnen und Bewohner der Siedlung im Stadtteil Parsch an der Grenze zu Aigen seit jeher Normalität. Die nächsten Halte waren Volksgarten, Finanzamt oder Ernst-Grein-Straße. „Deswegen sind wir noch so fit“ ,scherzen die Bewohner, darunter viele Pensionistinnen und Pensionisten, die an diesem Freitagvormittag den Erfolg nach einem langen Ringen feiern. Ab Montag, 17. Februar wird der Albus mit der neuen Linie 17 im 30-Minuten-Takt vom Ferdinand-Hanusch-Platz über den Rudolfskai, die Karolinenbrücke und den Ignaz-Rieder-Kai bis in die Rennbahnsiedlung fahren. Zurücl führt die Route über den Dr.-Franz-Rehrl-Platz und die Staatsbrücke.

Seit über 40 Jahren und noch länger warten Anrainer auf diese Busverbindung. Bereits in den 1950er Jahren, als die Siedlung bezogen wurde, sei eine Öffi-Anbindung versprochen worden. Für manche komme der Bus nun zu spät, erzählen die Anrainer, denn viele seien bereits verstorben.

Im Jahr 2015 haben die Bewohner Stefanie Pflanzer und Peter Denifl 850 Unterschriften gesammelt. Es gab einen offenen Brief an Ex-Bgm. Harald Preuner (ÜVP), im Stadtbudget waren Mittel reserviert. Ruftaxis waren zeitweilig favorisiert, das stand kurz vor der Umsetzung – aber auch die kamen dann nicht.

So langwierig die Geschichte um das Ringen für diese Buslinie auch ist, vergleichsweise schnell ging nun die Umsetzung von statten. So beschreibt es auch Hermann Häckl, Geschäftsführer von Albus, der die neue Linie 17 betreibt. „Die Beschlüsse fielen Ende 2024 zügig im Salzburger Gemeinderat, recht viel schneller hätten wir diese neue Linie dann nicht umsetzen können.“ Im Wahlkampf im Vorjahr waren auf einmal alle Fraktionen dafür. Warum diese Linie nicht früher zustande kam? „Die Bedeutung des öffentlichen Personenverkehrs und das Verständnis auch der politisch Verantwortlichen dafür ist gestiegen“, meint Häckl. Das spüre er. Für die Erweiterungen der Buslinien ab Semesterferienende seien fünf neue Mitarbeiter eingestellt worden (bei gesamt 270).

Seit eineinhalb Wochen werden die Buslenker für die neue Strecke eingeschult, wie Schulungsleiter Leonhard Kocher schildert. „Es gibt einige Herausforderungen, etwa die Enge in einigen Straßen der Siedlung, außerdem das Einbiegen in den Ignaz-Rieder-Kai von der Karolinenbrücke aus, dazu die Rad- und Fußgänger.“ Entlang des Ignaz-Rieder-Kais ist eine Fahrradstraße. Das bedeutet, dass für alle Fahrzeuge eine Höchstgeschwindigkeit von 30km/h gilt und Radfahrer auch nebeneinander fahren dürfen.

Bernhard Carl, Ex-Gemeinderat der Bürgerliste, hat sich seit mehr als zehn Jahren für diese Buslinie eingesetzt. „Es gab immer das Argument, die Linie müsse nach Aigen weiterfahren, doch das wollten die Menschen hier gar nicht. Sie wollten direkt in die Innenstadt. Viele Bewohner müssen einen Kilometer bis zu nächsten Haltestelle gehen. Dabei weiß man aus Studien, dass die Grenze für die Akzeptanz für den Fußweg bis zu den Öffis bei 300 Metern liegt.“

Bürgerlisten-Klubobfrau Ingeborg Haller begründet diesen langen Weg bis zur Schaffung der Buslinie folgendermaßen: „Neben der Finanzierung waren auch die Verhältnisse vor Ort schwierig., eine gute Linienführung zu finden. Langfristig ist die geplant, die Linie bis zur S-Bahn-Station Aigen und in Folge nach Elsbethen weiterzuführen.“

Zudem wird die Linie 22 über den Hauptbahnhof hinaus verlängert und führt ab 17. Februar von Josefiau bei jeder Fahrt bis zur neuen Endhaltestelle „Schule Schallmoos“. An Werktagen fährt der Bus alle 15 Minuten, am Wochenende alle 30 Minuten. Somit wird auch das nördliche Schallmoos besser angebunden. Nach Angaben der Bürgerliste sind die nächsten Lücken im Netzt, die geschlossen werden sollen, die Siedlung in der General-Keyes-Straße und die Guggenmoosstraße. Auch bei den Obussen verbessert sich mit Ende der Semesterferien das Angebot: Die bisher im 15-Minuten-Takt fahrenden Linie 9 und 10 werden auf einen 10-Minuten-Takt von 6 bis 20 Uhr umgestellt.

Quelle: Salzburger Nachrichten, Autorin: Simona Pinwinkler, 14. Februar 2025